Der Archipel der Orkney im Norden von Schottland ist ganz gewiss kein Platz für Weicheier. Das Wetter ist oft rau, der Wind stürmisch. Manch einer glaubt sogar, es spuke auf den Inseln. Sie liegen in einem wilden Meer, dort, wo Nordsee und Atlantik sich treffen. Die Orkneys – das sind rund 70 größere und kleine Inseln, von denen nur 20 bewohnt sind. Sie bewahren die Geheimnisse einer längst vergangenen Epoche und sind wahrscheinlich gerade deswegen so verlockend.
Wir sind mit dem Schiff auf der Hauptinsel „The Mainland“ angekommen. Es ist Spätsommer, und heute scheint tatsächlich die Sonne. Schäfchenwolken segeln über einen blitzblauen Himmel. Jacken haben wir aber trotzdem dabei, schließlich liegen die Inseln etwa auf der geographischen Höhe von Südgrönland.
Orkney und das Weltkulturerbe
Taxifahrer Ian bringt uns von der Hauptstadt Kirkwall aus zum Ring of Brodgar. Er fährt durch windzerzauste Wiesen, auf denen Rinder und Schafe grasen. Erzählt von den mysteriösen Steinen, die die Menschen seit Jahrtausenden faszinieren. Wir sind nicht die einzigen, die zu diesen besonderen Steinen wollen. Zwei Busse stehen auf dem Parkplatz und lassen eine Gruppe von Touristen hinaus. Die Steine sind eine der Hauptattraktionen der Insel und gehören nicht ohne Grund zum Weltkulturerbe der UNESCO.
„Unser Steinkreis ist sogar größer als der von Stonehenge“, erzählt Ian und grummelt etwas von Ungerechtigkeit, weil Stonehenge trotzdem berühmter sei. Er wartet auf uns, während wir aussteigen, und uns den Ring of Brodgar näher ansehen. Von den ursprünglich etwa 60 Steinen sind heute nur noch 27 erhalten. Historiker glauben, dass der Steinkreis etwa 2700 Jahre vor Christus entstanden sei.
Religiöse Rituale?
Der Legende nach waren die Steine einst Schauplatz religiöser Rituale. Manche Leute glauben auch, dass sie gebaut wurden, um astronomische Beobachtung zur Sonnenwende zu ermöglichen. Fest steht: niemand weiß bis heute genau, was die Menschen dazu veranlasste, die tonnenschwere Steine dort aufzustellen. Während wir von einem Megalith zum anderen spazieren, geht die Fantasie eigene Wege.
Ich würde gerne im Herbst wiederkommen. Dann, wenn die Gischt mit noch mehr Getöse gegen die Felsen donnert. Wenn die Wale an den Inseln vorbeiziehen und spektakuläre Sonnenuntergänge das Land erglühen lassen. Und wie fantastisch muss die Stimmung an den mystischen Steinen erst sein, wenn die Nordlichter sie im wechselnden Farbenspiel beleuchten?
Die ältesten Steine Großbritanniens
Ganz in der Nähe vom Ring of Brodgar ragt der einsame Comet Stone in den Himmel. Nur eine Meile entfernt, bewahren die Steine von Stenness ihre jahrtausendealten Geheimnisse. Die vier riesigen Megalithe stammen ungefähr aus dem Jahr 3100 vor Christi und gelten als die ältesten Steine in Großbritannien. Ganz in der Nähe stöbern Besucher durch die Barnhouse-Siedlung, eine Ausgrabung von Häusern, die aus der Zeit zwischen 3300 und 2600 vor Christi stammen. Noch immer gibt es so viele ungelöste Rätsel auf der Insel. Um all ihre Schätze zu entdecken, müsste man viel mehr Zeit haben.
Wenn man Mystery-Geschichten und Rätsel aus der Vergangenheit liebt, kann man sich nur schwer losreißen von den geheimnisvollen Steinen der Orkney Inseln. Doch Ian wartet auf uns. Wir fragen ihn, wo er denn seinen Urlaub verbringe. Er stößt ein trockenes Lachen aus. „Auf den Orkneys natürlich!“ In allen Ferien werfe er die Angel aus. Denn zum Fischen gäbe es wohl kaum einen besseren Platz auf der Welt, glaubt Ian. Warum sonst kommen jedes Jahr Menschen aus aller Welt allein zum Angeln auf die schottischen Inseln? Als wir die Orkneys verlassen, spielt uns ein einsamer Dudelsackspieler ein Abschiedslied an der Pier.
Wie kommt man hin?
Wir waren mit dem Kreuzfahrtschiff da. In den Sommermonaten wird The Mainland immer mal wieder von verschiedenen Reedereien angelaufen. Spannende Reportagen und ganz viele Reisetipps findet ihr in den jährlichen Kreuzfahrtmagazinen von Welcome Aboard, die sich hier bestellen lassen: http://welcome-aboard.de/shop/magazin-kalender-bestellung
Kirkwall, die Hauptstadt der Orkneys, besitzt einen kleinen Flughafen und wird z.B. von London (3-4 Stunden), Glasgow und Edinburgh (1 Stunde), Aberdeen (50 Minuten) sowie Inverness (45 Minuten) aus angeflogen. Außerdem kann man mit der Fähre anreisen: von Scabster (90 Minuten), Aberdeen (6 Stunden), Gills Bay (60 Minuten) John o’Groats (40 Minuten). Die Fährreedereien sind Northlink Ferries, Pentland Ferries und Jogferry.
(Alle Fotos: Susanne Müller)
Extra-Tipp: Urlauber können an einem kostenlosen Spaziergang mit dem Ranger Service am Ring of Brodgar teilnehmen: immer donnerstags um 13 Uhr.
Mehr Infos: www.visitorkney.com
Lust auf Orkney bekommen? – Dann seht euch auf alle Fälle noch dieses tolle Video über die schottischen Inseln an!
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