Bagan

Einst hieß es, Bagan sei die Brücke zwischen Himmel und Erde. Ich stehe in der Dämmerung zwischen zwei Tempeln und lasse die Szenerie auf mich wirken. Versuche mir vorzustellen, wie die Menschen einst hier lebten, als Bagan die Hauptstadt ihres Königreichs war. Damals, vor über tausend Jahren, als ihr König eine Mauer um die Stadt errichten ließ. Die Einheimischen glaubten an den Schlangenkult. Aus Indien schwappten die Rituale des Tantra und Buddhismus herüber. König Anawratha verschrieb sich dem Buddhismus. Er vertrieb die Priester des Schlangenkults und sorgte dafür, dass Bagan erblühte. Im Mittelalter war es 15 Mal größer als London.

Die mystischen Tempel von Bagan

Tin Min reißt mich aus meiner Zeitreise. „Komm, wir gehen in den Tempel. Von ganz obern haben wir den besten Ausblick über die Ebene.“

Wie in allen burmesischen Tempeln müssen wie auch diesmal die Schuhe ausziehen, bevor wir den heiligen Ort betreten. Es ist warm, Grillen zirpen. Weit entfernt sieht man ein paar Urlauber einen anderen Tempel erklimmen. Jetzt, in der Regenzeit, ist Myanmar, das ehemalige Birma, nicht so gut besucht. Was für ein Glück für den heutigen Abend, denke ich im Stillen.

Tausende von Pagoden, Tempeln und Stupas erheben sich in der Steppe. Wie viele es tatsächlich sind? – Tin Min zuckt die Schultern. „Über 2000. Aber die genaue Zahl weiß wohl niemand.“ Kurz vor Sonnenuntergang erklimmen wir die steilen Stufen im Inneren des Tempels. Es ist stockfinster.

„Sag mal Tin Min, gibt es hier eigentlich Schlangen?“

„Na klar, jede Menge.“

„Aber keine giftigen, oder?“

Tin Min lässt ihr Smartphone aufleuchten, damit wir uns nicht die Köpfe anstoßen, und antwortet mit einem Kichern: „Wir haben natürlich jede Menge Vipern – aber selten in unseren Tempeln.“

Die letzten Stufen nehmen wir unwillkürlich schneller und dann haben wir ihn: den Blick über die Ebene, über Tempel und Stupas im Abendrot. Nebelschwaden wabern über die Steppe. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen zu einem magischen Augenblick.

Informationen:

Nach Bagan gelangt ich während einer Flusskreuzfahrt auf dem Irawadi, auch Irrawaddy,  Ayeyarwady oder Ayeyarwaddy genannt. Gemeint ist jedoch immer derselbe 2170 Kilometer lange Fluss, der durch Myanmar, dem ehemalige Burma (oder: Birma), fließt. Er entspringt am Rande des Himalayas und mündet in den Golf von Martaban, der zur Andamanensee gehört, einem Randmeer des Indischen Ozeans. Die beste Reisezeit für Myanmar liegt zwischen Oktober und Februar. Meine Reportage über die Kreuzfahrt mit der „Sanctuary Ananda“ könnt ihr im Kreuzfahrtmagazin Welcome Aboard 2016 lesen. Bestellungen über www.welcome-aboard.de oder als App für iOS, Android und Amazon.


Update: Laut Spiegel online hat Myanmar zuerst ein Kletterverbot für die Tempel in Bagan erlassen und dann teilweise wieder zurück genommen. „Menschen, die Pagoden besteigen, benehmen sich oft schlecht“, schrieb das Ministerium auf seiner Facebook-Seite. Inzwischen seien fünf Tempel von dem Verbot ausgenommen. Es sind Bagan-Pyathatgyi, Shwesandaw, Süd-Guni, Nord-Guni und Thitsar Wadi.

        

Fotos: Susanne Müller



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